Kommentar
Nachdenken über Bürgerentscheid
Zumutbarkeitsgrenzen beachten — Politik als Vermittler ungeeignet
von Jürgen Wieckmann
In der Oldersumer Straße eine Moschee mit zwei Minaretten erbauen zu wollen, scheint in der Tat die Stadt zu spalten. Formal wird das umstrittene Vorhaben an der Anzahl erforderlicher Parkplätze behandelt. Offenkundig ist, dass dies vorgeschoben wird. Die Wahrheit ist, dass dieser Bau in der Bevölkerung auf massive Ablehnung stößt.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Die Furcht vor Überfremdung spielt hier sicher eine Rolle und natürlich auch die täglich weltweit verbreiteten Nachrichten über Glaubenskrieger mit islamischen Hintergrund.
Derartiges beim Namen zu nennen ist politisch nicht korrekt — und wird im dümmsten Fall, als “rechtspopulistisches Gedankengut” diskreditiert. Engagierte Volkspädagogen fahren hier etliches auf, um erzieherisch einzuwirken, verkennen dabei jedoch oft, was man einer Bevölkerung zumuten kann — und wo die inneren Grenzen sind.
Damit lässt sich zwar die veröffentlichte Meinung steuern — doch diese hat oft nichts mehr mit dem zu tun, was die Menschen wirklich denken — nur nicht wagen auszusprechen. Jene inneren Grenzen zu respektieren — auch wenn sie nicht ins politisch korrekte Weltbild passen — wäre höchst ratsam. Zu glauben, das unausgesprochenes nicht wirkmächtig wäre, ist nicht nur naiv, sondern gemeingefährlich.
Schon gar nicht sinnvoll dürfte es sich erweisen, wenn ausgerechnet “die Politik” hier versuchen will, vermittelnd zu wirken. Man mag das bedauern, doch die weit verbreitete Politiker- und Parteienverdrossenheit ist für derartige Vermittlungsversuche eine denkbar schlechte Basis. Das trifft leider auch jene Kommunalpolitiker, an deren Integrität niemand ernsthafte Zweifel hegt — Parteibuch egal.
Und weil das so ist, wird sich dieses zweifelsfrei höchst konfliktreiche Thema wohl am ehesten durch das Verfahren “Bürgerentscheid” klären und entschärfen lassen. Bedingung dafür ist allerdings eine demokratische Grundüberzeugung, die es am Ende des Tages unterlässt die Bürger zu beschimpfen, weil deren Votum anders ausgefallen ist, als es die eigene Wahrnehmung der Welt gerne gehabt hätte.